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Rhein Zeitung-Online Artikelarchiv vom 09.12.2004

So etwas passiert sonst nur im Film

Ex-Militär-Weltmeister und ehemaliger Neuwieder
Bundesliga-Judoka Peter Petrikovic will heute mit
eigener Erfindung Erfolg

 

1980 stand der ehemalige Neuwieder Judoka Peter Petrikovic im erweiterten Kader für die Olympischen Spiele in Moskau. Der Boykott machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Und was macht Petrikovic heute? Er steht oft auf einem selbst entwickelten Monoski. Und hofft, dass die Rechnung diesmal aufgeht.

RHEINBROHL. Ezio Gamba wird sich wohl nicht mehr an Peter Petrikovic erinnern. Zu lange dürfte es her sein, dass sich beide auf einer Judo-Matte in Straßburg gegenüber standen und unter sich ausmachten, wer denn Militär- Weltmeister 1978 werden würde. Der italienische Carabinieri siegte gegen den Bundesliga-Kämpfer und Trainer des Judo-Club Neuwied (JCN), der damals in der Warendorfer Bundeswehr-Sportfördergruppe stationiert war. Petrikovic erinnert sich seinerseits ganz genau an Gamba. "Das war mein größter und wichtigster Kampf. Ich war der einzige, der gegen ihn überhaupt eine Wertung erzielen konnte", weiß Petrikovic, der mit der Mannschaft sogar Weltmeister wurde.

Warum sich dieses Duell mit Gamba so unauslöschlich in sein Gehirn gebrannt hat? Nun, 1980, zwei Jahre nach Straßburg wurde das italienische Leichtgewicht in Moskau Olympiasieger. Und Petrikovic saß zu Hause und ärgerte sich über den Boykott einiger westlicher Staaten. "Ich war richtig sauer, denn ich war im erweiterten Kader für Moskau." So sauer, dass sich 1980 nicht nur Gambas, sondern auch das Leben des heute 46- jährigen Rheinbrohlers nachhaltig veränderte.

"Ich habe nicht zuletzt wegen des Boykotts die Lust am Judo verloren", sagt der gelernte Masseur und Physiotherapeut, der Anfang der 80er Jahre unter dem holländischen Trainer Rinus Michels sogar die Kölner Bundesliga- Fußballer durchkneten durfte. "Die meisten waren sehr extrovertiert", erzählt Petrikovic, "Pierre Littbarski fand ich sehr nett und besonnen."

Littbarski ging bekannterweise 1993 nach Japan, Petrikovic verschlug es schon über zehn Jahre vorher nach Asien. "Ich musste mich von meiner aktiven Judo-Zeit distanzieren", blickt er zurück, "und bin dann nach meiner Ausbildung anderthalb Jahre lang nach Asien, um meine berufliche Fertigkeiten zu verfeinern." Physiotherapie, Massage, Akkupressur - Philippinen, Malaysia, Thailand. "Ich habe dort viel gelernt - auch in den Bereichen Yoga und Meditation." Auch die Insel Phuket, die zu Thailand gehört, bereiste er. Und was dort passierte, passiert sonst nur im Film. Petrikovic hatte zufällig vernommen, dass noch Darsteller für den Streifen "The Killing Fields - Schreiendes Land" gesucht wurden. Er stellte sich vor und die Produktionsfirma ihn ein. "Sie suchten noch Europäer für die französische Botschaft." Einer davon war Petrikovic. "Ich habe einen französischen Offiziellen gespielt und musste dem Botschafter die Tür aufhalten", sagt er und fügt schmunzelnd an: "Es war quasi eine Schlüsselposition."

Einen amerikanischen Statist durfte er ebenso mimen. Zwei Rollen in einem Film, der drei Oscars erhielt. Und in dem kein geringerer als John Malkovich seine Weltkarriere begann. "Das war eine ganz fantastische Zeit", schwelgt Petrikovic in Erinnerungen.

Wieder zurück in Europa arbeitete er auf Fuerteventura und in Italien, bevor es ihn in den 90er Jahren nach Österreich, genauer gesagt ins Zillertal, verschlug.

Vielleicht beginnt schon bald erneut ein völlig anderer Lebensabschnitt für den heuer leidenschaftlichen Wintersportler. Ein Abschnitt, bei dem die Nummer 1306109 eine größere Rolle spielt als Petrikovic in "Killing Fields". Es ist die Nummer des europäischen Patents für das von Petrikovic entwickelte "Ski-Mono-Carver-Snowboard", das er kurz "Kimono" getauft hat und mit dem er auf seinen unternehmerischen Durchbruch hofft (siehe auch im Detail). "Für die Durchsetzung des Patents habe ich im übertragenen Sinn meinen Judo-Anzug nochmal angezogen", beschreibt Petrikovic seinen drei Jahre langen Kampf. Vielleicht war es sogar sein wichtigster seit 1978. Mirko Bernd